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Im Anschluss an die Novelle über Pinuccio geht die Rolle des Erzählers von Panfilo an Pampinea über, die das Motiv des Traums aufgreift: „Altra volta, piacevoli donne, delle verità dimostrate da’ sogni [...] s’è fra noi ragionato“ (D 781; „Schon früher, anmutige Mädchen, haben wir unter uns von der Zuverlässigkeit der Träume gesprochen“, Dd 765). Der Begriff der ''verità'' spielt einerseits auf den Wahrheitsgrad des Träumens an (im Rückblick auf Pinuccios fingierten Traum), nimmt andererseits aber auch Bezug auf den Wahrheitsgehalt des Geträumten, nämlich in einer Fortführung des entsprechenden Austauschs der ''brigata'' über die beiden Novellen des vierten Tages.  
 
Im Anschluss an die Novelle über Pinuccio geht die Rolle des Erzählers von Panfilo an Pampinea über, die das Motiv des Traums aufgreift: „Altra volta, piacevoli donne, delle verità dimostrate da’ sogni [...] s’è fra noi ragionato“ (D 781; „Schon früher, anmutige Mädchen, haben wir unter uns von der Zuverlässigkeit der Träume gesprochen“, Dd 765). Der Begriff der ''verità'' spielt einerseits auf den Wahrheitsgrad des Träumens an (im Rückblick auf Pinuccios fingierten Traum), nimmt andererseits aber auch Bezug auf den Wahrheitsgehalt des Geträumten, nämlich in einer Fortführung des entsprechenden Austauschs der ''brigata'' über die beiden Novellen des vierten Tages.  
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Wie in den beiden Episoden über Lisabetta und Lorenzo bzw. Andreuola und Gabriotto erzählt Pampinea eine Geschichte, in der ein tatsächlicher Schlaftraum beschrieben wird. Der Träumer ist Talano d’Imole, verheiratet mit der schönen, aber widerspenstigen Margherita. Eines Nachts sieht Talano im Traum, wie Margherita von einem Wolf zerfleischt wird. Analog zu den onirischen Erlebnissen, die am vierten Tag berichtet werden, ist auch hier der Traum eindeutig als solcher markiert:  
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Wie in den beiden Episoden über Lisabetta und Lorenzo bzw. Andreuola und Gabriotto erzählt Pampinea eine Geschichte, in der ein tatsächlicher Schlaftraum beschrieben wird. Der Träumer ist Talano d’Imole, verheiratet mit der schönen, aber widerspenstigen Margherita. Eines Nachts sieht Talano im Traum, wie Margherita von einem Wolf zerfleischt wird. Analog zu den onirischen Erlebnissen, die am vierten Tag berichtet wurden, ist auch hier der Traum eindeutig als solcher markiert:  
    
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: <span style="color: #7b879e;">[...] gli parve in sogno vedere la donna sua andar per un bosco assai bello [...], gli parve che d’una parte del bosco uscisse un grande e fiero lupo, il quale prestamente s’avventava alla gola die costei e tiravala in terra e lei gridante aiuto si sforzava di tirar via; e poi di bocca uscitagli, tutta la gola e ’l viso pareva l’avesse guasto (D 781 f.).
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: <span style="color: #7b879e;">gli parve in sogno vedere la donna sua andar per un bosco assai bello [...], gli parve che d’una parte del bosco uscisse un grande e fiero lupo, il quale prestamente s’avventava alla gola die costei e tiravala in terra e lei gridante aiuto si sforzava di tirar via; e poi di bocca uscitagli, tutta la gola e ’l viso pareva l’avesse guasto (D 781 f.).
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: <span style="color: #7b879e;">[...] daß er, schlafend und träumend, seine Frau durch ein schönes Gehölz wandeln sah [...] schien es ihm, als käme von der einen Seite des Waldes ein großer und fürchterlicher Wolf daher, welcher sie beim Halse packte und zur Erde niederriß. Während sie um Hilfe schrie, bemühte sich der Wolf, sie fortzuschleppen. Endlich entrann sie seinem Rachen, jedoch so, daß Hals und Gesicht ganz zerfleischt schienen (Dd 765).</span>
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: <span style="color: #7b879e;">daß er, schlafend und träumend, seine Frau durch ein schönes Gehölz wandeln sah [...] schien es ihm, als käme von der einen Seite des Waldes ein großer und fürchterlicher Wolf daher, welcher sie beim Halse packte und zur Erde niederriß. Während sie um Hilfe schrie, bemühte sich der Wolf, sie fortzuschleppen. Endlich entrann sie seinem Rachen, jedoch so, daß Hals und Gesicht ganz zerfleischt schienen (Dd 765).</span>
 
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Talano begreift diesen Traum als Warnung, erzählt ihn Margeritha und bittet sie, das Haus nicht zu verlassen oder wenigstens nicht in den Wald zu gehen. Sie geht allerdings genau dorthin, weil sie ihren Mann verdächtigt, eine Liebhaberin zu treffen. Im Wald wird der Trauminhalt zur Realität der Wachwelt: „E mentre in questa guisa stava senza alcun sospetto di lupo, e ecco vicino a lei uscir d’una macchia folta un lupo grande e terribile“ (D 782; „Während sie auf diese Weise, ohne an einen Wolf auch nur zu denken, lauerte, brach dicht neben ihr aus dem Dickicht ein großer, entsetzlicher Wolf hervor“, Dd 766). Exakt wie im Traum vorhergesehen wird Margherita angegriffen, trägt von der Verletzung für den Rest ihres Lebens Narben davon und bereut, dem „vero sogno“ (D 783; „dem wahrhaftigen Traum“, Dd 767) keinen Glauben geschenkt zu haben.  
 
Talano begreift diesen Traum als Warnung, erzählt ihn Margeritha und bittet sie, das Haus nicht zu verlassen oder wenigstens nicht in den Wald zu gehen. Sie geht allerdings genau dorthin, weil sie ihren Mann verdächtigt, eine Liebhaberin zu treffen. Im Wald wird der Trauminhalt zur Realität der Wachwelt: „E mentre in questa guisa stava senza alcun sospetto di lupo, e ecco vicino a lei uscir d’una macchia folta un lupo grande e terribile“ (D 782; „Während sie auf diese Weise, ohne an einen Wolf auch nur zu denken, lauerte, brach dicht neben ihr aus dem Dickicht ein großer, entsetzlicher Wolf hervor“, Dd 766). Exakt wie im Traum vorhergesehen wird Margherita angegriffen, trägt von der Verletzung für den Rest ihres Lebens Narben davon und bereut, dem „vero sogno“ (D 783; „dem wahrhaftigen Traum“, Dd 767) keinen Glauben geschenkt zu haben.  
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In seinem furchterregenden Erscheinen ist der Wolf Bestandteil eines von Monstern und Ungeheuern bevölkerten Universum der Tierträume, ähnlich wie das zwar nicht explizit als Tier bezeichnete, aber doch animalische schwarze Etwas in Andreuolas Traum und der schwarze Hund im Paralleltraum Gabriottos. Auch die Struktur der Erzählung ähnelt der Novelle mit der Traumdoppelung: Es wird ein Unglück vorausgesehen; eine der Figuren glaubt nicht an den Wahrheitsgehalt des Traums; an einem abgelegenen Schauplatz erfüllt sich die Prophezeiung (Balestrero 2009, 56). Während aber bei Andreuola und Gabriotto das Eindringen monströser Figuren in die Träume eine Gefahr ankündigt, die sich in anderer Form – Gabriotto fällt tot zu Boden – realisiert, sagt Talanos Traum ganz konkret die Zukunft voraus. Der Wolf hat keine allegorische Funktion und stattdessen ist das Geträumte identisch mit den späteren Ereignissen in der Wachwelt. Margherita hätte zudem das Unglück verhindern können, wenn sie nicht in den Wald gegangen wäre. Andreuola und ihr Geliebter werden in ihren Träumen nicht vor einem bestimmten Ort gewarnt; der Tod Gabriottos ist nicht mehr vermeidbar.  
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In seinem furchterregenden Erscheinen ist der Wolf Bestandteil eines von Monstern und Ungeheuern bevölkerten Universum der Tierträume, ähnlich wie das zwar nicht explizit als Tier bezeichnete, aber doch animalische schwarze Etwas in Andreuolas Traum und der schwarze Hund im Paralleltraum Gabriottos. Auch die Struktur der Erzählung ähnelt der Novelle mit der Traumdoppelung: Es wird ein Unglück vorausgesehen; eine der Figuren glaubt nicht an den Wahrheitsgehalt des Traums; an einem abgelegenen Schauplatz erfüllt sich die Prophezeiung (Balestrero 2009, 56). Während aber bei Andreuola und Gabriotto das Eindringen monströser Figuren in die Träume eine Gefahr ankündigt, die sich in anderer Form – Gabriotto fällt tot zu Boden – realisiert, sagt Talanos Traum ganz konkret die Zukunft voraus. Der Wolf hat keine allegorische Funktion, stattdessen ist das Geträumte identisch mit den späteren Ereignissen in der Wachwelt. Margherita hätte zudem das Unglück verhindern können, wenn sie nicht in den Wald gegangen wäre. Andreuola und ihr Geliebter wurden in ihren Träumen nicht vor einem bestimmten Ort gewarnt; der Tod Gabriottos war nicht vermeidbar.
 
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==Einordnung==
 
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